Geht es der Seele nicht gut – geht es auch dem Körper nicht gut!
Das Wohl der jungen Menschen ist laut Kinderrechtskonvention prioritär zu behandeln! Bei den derzeitigen Bestimmungen rund um Covid sehen wir eine starke Beeinträchtigung der körperlichen und seelischen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.
Covid-Ängste gesellen sich zu den ohnehin schon stark ausgeprägten Zukunftsängsten der jungen Generationen in Österreich.
Jugendliche sind antriebsloser und deutlich schwerer für Aktionen aller Art zu motivieren. Unter anderem aus der Angst heraus, als „unsozial“ betrachtet zu werden, wenn sie an Präsenz-Aktivitäten teilnehmen. Es herrscht große Verunsicherung.
Die Folge: Junge „hängen“ viel öfter am Handy und die für ihre Entwicklung so wichtigen Sozialkontakte der „Peer-Group“ nehmen ab. Depressionen, Vereinsamung, Angststörungen, Armut und Gewaltbereitschaft nehmen zu – hervorgerufen, unter anderem, durch die blanke Aussichtslosigkeit auf Sicherheit im Beruf und im gesellschaftlichen Gefüge.
Unsere Vorschläge zur Förderung einer gesunden Entwicklung junger Menschen:
Expertise Kinderrechte für alle Maßnahmen
In ALLEN Entscheidungen und Gremien rund um die Covid-Maßnahmen müssen zukünftig ExpertInnen zur Begutachtung der psychologischen Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche verpflichtend einbezogen und gehört werden.
Junge Menschen von Covid-Sicherheitsbestimmungen ausnehmen
Junge Menschen sind laut Kinderrechtskonvention als besonders schutzbedürftig zu betrachten. Von daher müssen ihre Rechte gewahrt bleiben und sie sind von sämtlichen Covid-Maßnahmen so weit wie möglich auszunehmen. Gerade kleinere Kinder lernen derzeit Werte kennen, die für ein zukünftiges friedliches Zusammenleben fatal sein können. So gilt es derzeit als besonders “lobenswert”, wenn man keinerlei Kontakte mit Mitmenschen pflegt. Sogar Anzeigen und Polizeiaufgebote bei miteinander spielenden Kindern gab es bereits. Menschen sind soziale Wesen. Im Jugendalter ist die “Peer-Group” ebenfalls Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung.
Wir fordern daher, Sozialkontakte im Kindes- und Jugendalter wieder uneingeschränkt zuzulassen und zu fördern.
Auch ein Hinaufsetzen des Mindestalters auf 10 Jahren bei der Maskenpflicht wäre einer gesunden Entwicklung sehr zuträglich.
Diskriminierungen entgegenwirken und Gemeinsames in den Vordergrund stellen
Leider nehmen die Fälle von Diskriminierungen aller Art zu. Kinder und Jugendliche, die aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen können, werden ausgegrenzt. Jene, die Veranstaltungen besuchen – wenn auch im Rahmen der Gesetze – werden von MitschülerInnen und LehrerInnen als verantwortungslos beschimpft.
Sowohl Regierung als auch Medien sind gefordert, die Spaltung der Gesellschaft nicht zu forcieren, sondern Toleranz und das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen.
Recht auf sinnvolle Freizeitgestaltung – Angebote der Kinder- und Jugendarbeit zulassen und zur Umsetzung ermutigen
Gerade für sozial schwächere Familien ist die derzeitige Situation mit einem möglichen Arbeitsplatzverlust, finanziellen Einbußen, Angst vor Erkrankung etc. eine enorme psychische Belastung. Umso wichtiger ist es für Kinder und Jugendliche, abseits von Familie und Schule weiterhin an Angeboten der Jugendarbeit teilhaben zu dürfen.
Maximale Lockerungen sowohl in der Kinder- und Jugendarbeit als auch in der Schule sind erforderlich, um qualitativ hochwertige Angebote zu ermöglichen, die den sozialen Zusammenhalt, Bewegung, gemeinsame Natur- sowie Sporterlebnisse ermöglichen.
Auch Kinder und Jugendliche mit Benachteiligungen oder Behinderungen haben ein Recht auf soziale Kontakte und Freizeitangebote. Gerade diese Gruppe hat es auch ohne Krise schon schwer genug in unserer Gesellschaft, nun wird durch die verschiedensten Maßnahmen zusätzlich eine Belastung für Betroffenen und Familie erzeugt.
Der Kontakt zu Ehrenamtlichen und Mitgliedern geht verloren
Verbandliche Kinder- und Jugendarbeit stellt in unserer oft an Defiziten orientierten „Zeugnis“-Gesellschaft einen bedeutenden Mehrwert dar: Sie orientiert sich an Ressourcen, fördert Sozial- und Fachkompetenzen, Beziehungen, stärkt Regionen und ermöglicht jungen Menschen ein „Lernen am Tun“.
Derzeit sind sowohl Ehrenamtliche als auch junge Menschen derart verunsichert, dass sie unter diesen komplizierten Voraussetzungen ihre Angebote und Veranstaltungen lieber absagen, um kein Risiko einzugehen.
Dadurch geht der Kontakt sowohl zu den Ehrenamtlichen als auch zu den Kindern und Jugendlichen immer mehr verloren.
Für einige Verbände könnten längere Beschränkungen im „worst case“ überhaupt das Aus bedeuten.
Von Verboten und Ängsten hin zu Ermutigung, Beteiligung und positivem Denken
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass eine stark von Verboten und Ängsten bestimmte Gesellschaft die körperliche und psychische Entwicklung junger Menschen hemmt. Weniger ist oft mehr! Von daher wünschen wir uns in Zukunft einen behutsamen Umgang mit Kindern und Jugendlichen. Unsere immer stärker von Verboten dominierte Gesellschaft lässt die Entwicklung von Eigenverantwortung, Kreativität, Sozialkompetenzen und Selbstbestimmung immer weniger zu.
Kinder dürfen nicht zu Corona-Kollateralschäden werden! JETZT ist es an der Zeit, die körperliche UND seelische Gesundheit junger Menschen in den Vordergrund zu rücken!
Diese Stellungnahme wurde vom Vorstand des Steirischen Landesjugendbeirats am 27. September 2020 einstimmig beschlossen.