Der Auftrag der verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit ist es, junge Menschen in ihrer Entwicklung zu fördern. Sollen sie zu gesunden, mündigen und eigenverantwortlich handelnden Menschen heranwachsen, so ist es wichtig, entwicklungsförderliche Rahmenbedingungen herzustellen.
Mit den derzeitigen Maßnahmen vermissen wir den Blickwinkel auf das Wohl der jungen Menschen!
Die teils massiven Einschränkungen bei Kindern und Jugendlichen wie soziale Isolation, der Verzicht auf die Peer-Group, Bewegung und Sport, auf Natur und Auslebung von musischen und kreativen Aktivitäten sowie der Teilnahme an Angeboten der Jugendarbeit lässt große gesundheitliche und psychosoziale Schäden befürchten.
Kinder sind unsere Zukunft – sie sind ab sofort prioritär zu behandeln!
Folgende Maßnahmen müssen unserer Meinung nach umgehend umgesetzt werden:
Ängste aufarbeiten – Traumata vorbeugen
Die gesetzten Maßnahmen sowie die Vermittlung von Gesundheitsbedrohungen bis hin zu Horrorszenarien haben bei den Menschen teils massive Ängste hervorgerufen. (Seien es Existenz- und finanzielle Ängste, Vereinsamung, Freiheitsentzug, Panik vor Erkrankung an Covid-19, …). Dieser „Schockzustand“ geht bei Kindern nicht spurlos vorüber. Es ist essentiell, die hervorgerufenen Ängste zu besprechen und aufzuarbeiten, um psychische Langzeitfolgen und langfristige Traumata zu vermeiden.
Wir fordern die Bereitstellung von Mitteln, um die Aufarbeitung der Geschehnisse innerhalb der Schule sowie außerschulisch ausreichend sicherstellen zu können. In der Schule muss der Schwerpunkt zuerst einmal in der Aufarbeitung liegen und weniger im Unterricht mit „klassischen“ Unterrichtsinhalten. Das könnte zB. in Form eines eigenen Unterrichtsfaches „soziales Lernen – Reflexion der Coronakrise“ stattfinden.
Auch der politischen Bildung muss zukünftig größere Bedeutung beigemessen werden, um der nachwachsenden Generation die Grundzüge der Demokratie umfassend verständlich zu machen. Dies ist Voraussetzung für die Entwicklung individueller Kompetenzen und auch für die Sicherung und Weiterentwicklung der Gesellschaft insgesamt.
Klarheit bei Schule und E-Learning schaffen
Die Schrittweise Öffnung der Schulen ist ein guter Schritt zurück zur Normalität. Was wir unter diesem Punkt aber vermissen, ist eine klare Vorgangsweise für den Musikunterricht an den steirischen Musikschulen.
Die Vereinbarkeit von Home-Office und Home-Schooling gerade bei jüngeren Kindern ist für deren Eltern nahezu unmöglich. Viele Herausforderungen und oft auch Überforderung von Kindern und Eltern sind an der Tagesordnung. Eine oftmals mangelnde technische Ausstattung erschwert es zusätzlich, allen Anforderungen gerecht zu werden.
Einerseits ist hier bis zur vollständigen Öffnung der Schule konkreter technischer Support erforderlich. Andererseits ist es aus unserer Sicht wichtig, möglichst zügig wieder zur vollständigen Öffnung der Schule zurückzukehren und in Folge dessen insbesondere auf die Aufarbeitung der Geschehnisse einzugehen.
Ausreichend Zeit für Zwischenmenschliches und Naturerfahrungen sind einzuplanen sowie die kreative, sportliche und musische Förderung ist in den Vordergrund zu stellen.
Sommerferienerholungsangebote zulassen und adäquat fördern
Viele Familien haben spätestens im Sommer keine Betreuungskapazitäten mehr für ihre Kinder. Aufgrund bereits verbrauchter Urlaubstage etc. werden die Sommerferien eine große Herausforderung in Punkto Sicherstellung der Betreuung darstellen. Andererseits ist es gerade auch für Kinder aus sozial schwächeren Familien enorm wichtig, qualitativ hochwertige Kinderferienerholungsangebote in Anspruch nehmen zu können. Somit kann bei Spiel, Spaß, Natur und FreundInnen die seelische und körperliche Gesundheit gefördert werden.
Wir fordern die Zulassung von Ferienaktivitäten und die maximale Förderung sowohl für KinderferienanbieterInnen und als auch für Eltern teilnehmender Kinder.
Härtefonds für Vereine
Viele Vereine haben aufgrund des Veranstaltungsverbotes mit massiven Einnahmen-Entgängen zu kämpfen. Somit ist nicht nur der Fortbestand der Organisationen nicht gewährleistet, sondern auch deren Angebote für junge Menschen sind bedroht.
Wir fordern nach dem Beispiel der Wirtschaft einen Vereins-Härtefonds!
Wir sind zuversichtlich, dass unsere ausgeführten Anregungen im Sinne der Kinder und Jugendlichen wohlwollendes Gehör finden!
Selbstverständlich bieten wir für die Entwicklung sämtlicher Maßnahmen gerne unsere Expertise an.
Diese Stellungnahme wurde vom Vorstand des Steirischen Landesjugendbeirats per Umlaufbeschluss vom 27. April 2020 beschlossen.